Etablierung von Arche-Populationen des einheimischen Edelkrebses Astacus astacus in Schleswig-Holstein

Projektlaufzeit: 01. Juni 2019 – 31.12.2021
Gefördert mit Mitteln aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein

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Verschiedene aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass Edelkrebse in Schleswig-Holstein eine einzigartige genetische Vielfalt besitzen. Der Erhalt dieser genetischen Vielfalt ist für den Fortbestand dieser akut vom Aussterben bedrohten Art von herausragender Bedeutung. Das INR setzt nun gefördert mit Mitteln aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein ein Projekt um, in den der Erhalt eines Reliktbestands durch Nachzucht und Wiederansiedlung erreicht werden soll.

Edelkrebse sind die größten wirbellosen Tiere im Süßwasser und waren bis vor einigen Jahrzehnten in Deutschland noch weit verbreitet und häufig. Lediglich in einzelnen Gewässern findet man heute noch kleinere Reliktbestände. Beim Edelkrebs liegen sehr gute Voraussetzungen vor, um die Tiere erfolgreich in neuen Gewässern anzusiedeln und durch die Schaffung neuer Bestände das Risiko des lokalen Aussterbens der Art zu vermindern. Hierbei sind abgeschlossene Gewässer z.B. aus dem Kiesabbau eine vielversprechende Möglichkeit für einen Initialbesatz.

Übergeordnetes Ziel der mit Mitteln aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein geförderten Projekts ist die Etablierung von mehreren neuen Populationen des Edelkrebses Astacus astacus im Bundesland. Durch die Berücksichtigung der genetischen Besonderheiten der noch natürlich vorkommenden Reliktbestände soll zudem die genetische Variabilität der Art langfristig erhalten werden. Hierzu werden mittel- und langfristig Gewässer, verteilt auf unterschiedliche Regionen in Schleswig-Holstein, mit Edelkrebsen aus unterschiedlichen Donor-Populationen besetzt. Dieser Ansatz führt zu einer Minimierung des Aussterberisikos der Art bei gleichzeitigem Erhalt der genetischen Variabilität. Ausgehend von der begründeten Annahme, dass die vorhandene genetische Diversität bereits kurz- und mittelfristig Resistenzen gegen die Krebspest hervortreten lässt, kann dieses Vorgehen langfristig wesentlich zum Erhalt der Art beitragen. Hierdurch soll ein Beitrag zum langfristigen Erhalt der Art und ihrer einzigartigen genetischen Diversität in Schleswig-Holstein geleistet werden. Durch eine wissenschaftliche Begleitung werden mit dem beantragten Vorhaben Informationen über Bestandsdynamik und best practice bei der Wiederansiedlung von Edelkrebsen gewonnen, die für ein zukünftiges Management wertvolle Erkenntnisse liefern.

In diesem Teilprojekt unter Leitung des Instituts für nachhaltiges Ressourcenmanagement werden Edelkrebse aus dem Schulensee (Eider) nachgezüchtet, geeignete Gewässer identifiziert, Bestände etabliert und deren Entwicklung beobachtet werden. Der Edelkrebsbestand im Schulensee ist unmittelbar durch eingewanderte Kamberkrebse bedroht. Daher wurden in den Jahren 2016 und 2017 in Zusammenarbeit mit dem Zoologischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geschlechtsreife Edelkrebse aus dem Gewässer entnommen und in der Krebszucht Oeversee ein Laichtierbestand aufgebaut. Eine stichprobenhafte Untersuchung der Weibchen in diesem Bestand im Dezember 2018 hat einen sehr guten Eiansatz an diesem Krebsen gezeigt, so dass die Nachzuchten aus diesem Bestand im Herbst / Winter 2019 für einen Besatz zur Verfügung stehen. Potentiell geeignete Gewässer befinden sich insbesondere entlang der BAB 7. In diesem Vorhaben ist geplant, die Edelkrebse in Abgrabungsgewässer im Raum Kiel – Rendsburg – Neumünster anzusiedeln.

Im Herbst 2018 ist in einem komplementären Vorhaben unter Trägerschaft des Verbands der Binnenfischer und Teichwirte in Schleswig-Holstein damit begonnen worden, Nachzuchten des Langseebestandes in ausgesuchte Kiesabgrabungsgewässer auszusetzen, um auch diesen Bestand für die Nachwelt langfristig zu erhalten: Ansiedlung von Edelkrebsen in Abgrabungsgewässern in den Gemeinden Handewitt und Wanderup

Diese Projekte zum Erhalt der in Schleswig-Holstein noch vorhandenen außerordentlich schützenswerten genetischen Ausstattung des europäischen Edelkrebses sind „Leuchtturmprojekte“ für die vom Aussterben bedrohte Art in Norddeutschland und sollen auch auf andere Gewässer Schleswig-Holsteins angewendet werden.